Lothar Gollnow, Jahrg. 1940, wohnte bis ’45 mit seiner Familie in der Schwelmer Straße 36. Sein Vater war bei der Flak. Er berichtet am 19. Januar 2013, dass sich am Ende der Schwelmer Straße die Gärtnerei Schade mit Gewächshäusern befand, die vor Ort Gemüse, Kräuter und Blumen verkauften. Daneben, direkt an der Stadtgrenze, war ein unterkellertes Holzhaus, in dem Ehepaar Klein ein Lebensmittelgeschäft betrieb. Er erinnert sich dort beim Einkauf mit seiner Mutter oft ein Würstchen geschenkt bekommen zu haben. Ehe die russischen Truppen kamen, sollten die Lebensmittel in Sicherheit gebracht werden, aber ein Maschinengewehr zielte aus Seehof direkt in Richtung Holtheimer Weg, sodass es lebensgefährlich war, zu dem Laden zu gelangen. Die Bewohner warfen dann einen Sack, und wenn darauf geschossen wurde, rannte einer los. So wurden viele Säcke mit Erbsen und Bohnen und andere Lebensmittel in die Schwelmer Straße gebracht und dort verteilt. Später wurde der Holzbau von den Russen angezündet. Vor der Gärtnerei wurden vier oder fünf Männer von den Russen erschossen. Die russischen Soldaten haben zuerst die Häuser 14-18 besetzt, doch bald wieder geräumt. Sie haben sich sehr anständig benommen, nichts kaputt gemacht und nicht geplündert. Zu ihm (5 Jahre) waren sie sehr lieb und haben ihn mit Süßigkeiten gefüttert. Nachdem die Russen Westberlin geräumt hatten, kamen die Amerikaner und beschlagnahmten die Häuser Nr. 24-36 und Herrn Gollnows Familie musste das Haus räumen. Das Eckhaus gegenüber war ausgebombt und die Wehrmacht lagerte im Keller Munition. Er erinnert sich, dass er sich mit seinem vier Jahre älteren Bruder dort Handgranaten holte, mit denen sie am Teltowkanal Fische „gefangen“ haben. Sie sind auch über die kaputte Treidelbahnbrücke geklettert und haben das Holz davon zum Heizen mit nach Hause genommen. Auf dem Teich vom Torfstich sind sie mit Waschwannen gefahren und haben Wasserschildkröten gesehen.
Aufgeschrieben von Giesela Meyer