Im südlichen Lichterfelde nahe der Stadtgrenze entstand 1929 ein Gebäude für die 1919 zu einem Syndikat zusammengeschlossene Deutsche Kaliindustrie: die „Landwirtschaftliche Versuchsstation für das Deutsche Kalisyndikat“. Hinter dem Namen verbirgt sich ein Institutsbau, der Laboreinrichtungen und Arbeitsräume der staatlich kontrollierten Kaliwirtschaft zu Forschungszwecken beherbergte. Das Gebäude wurde nach den Plänen des Architekten A. J. Koester und des Regierungsbaumeisters Konrad Beckmann in einer modernen, betont sachlichen Formensprache errichtet. Seine Konzeption lehnt sich an die zeitgenössische Wohnhausarchitektur des Neuen Bauens an.
Der aus mehreren Baukuben blockartig zusammengesetzte Baukörper besitzt eine klare, wohl proportionierte Gliederung. Der zweigeschossige Bürotrakt wird von einem eingeschossigen Trakt, der die Laborräume aufnimmt, umfasst. Dies tritt besonders seitlich und an der Rückseite in Erscheinung. An der Straßenfront kennzeichnet eine breite überdachte Treppe den Eingangsbereich. Der Charakter eines technischen Gebäudes tritt nach außen nur bedingt in Erscheinung. Allenfalls die Ziegelwände erinnern noch ein wenig an Industriebauten älterer Zeiten – wie anders, differenziert und edel ist die Wand aber hier gestaltet: Das Mauerwerk besteht aus rotbunten Wittmunder Klinkern in holländischem Format mit heller Fugung.
Vorspringende Steinreihen bilden einen reliefartigen, an Klappläden erinnernden Baudekor zwischen den Erdgeschossfenstern. Braunweißer Cannstatter Travertin fand für die Fassung des Eingangs und auf der Freitreppe Verwendung. Auch das flache, ohne Aufkantung aufliegende Walmdach fügt sich mit seiner grauen Schieferdeckung in die Farbwertigkeit der Architektur ein. Bemerkenswert ist ferner die geschickte Platzierung im Straßenbild: eine Einfassung des Gebäudes durch seitliche Klinkermauern und durch eine Vorgartenhecke auf niedrigem Klinkersockel führen zur Anmutung eines Vorplatzes, wodurch dem Gebäude eine zurückhaltend repräsentative Note zu Eigen wird.
Die Landwirtschaftliche Versuchsstation des Deutschen Kalisyndikats gehört zu den bedeutenden Bauten der Moderne in Steglitz-Zehlendorf. Aufgrund seiner hohen gestalterischen Qualität wurde es bereits 1979 unter Denkmalschutz gestellt.
Adresse: Ortsteil Lichterfelde, Ostpreußendamm 111
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