In diesem Jahr erfuhren wir erstmalig von einem Bunker, den es am Ostpreußendamm gegeben haben sollte. Das war deshalb merkwürdig, weil es Berichte gab, nach denen sich die Bevölkerung bei „Fliegeralarm“ zu bestimmten Luftschutzbunkern in der Umgebung begeben sollte. Außerdem hatte die Märkische Scholle in bestimmten Abständen ihrer Siedlung wie im Haus Schwelmer Straße 2 im Kellergeschoß Luftschutzkeller mit entsprechender Tür, fließend Wasser in der benachbarten Waschküche und einen Abort daneben vorsorglich eingebaut (oder einbauen müssen?).
Im Dezember diesen Jahres gelang es, den Zeitzeugen Bernd Henkel zu finden, der mit dem Hinweis, dass sich in der Erinnerung möglicherweise eine veränderte Beschreibung ergebe, berichtete:
Auf dem damaligen Kali-Versuchsfeld existierte in seiner Jugend (ab 1952 erinnernd), bis zum Bau des OSZ mit Turnhalle, ein südöstlich ausgerichteter, umgangssprachlich als „Bunker“ bezeichneter, geheimnisvoller Raum.
Er lugte erdbedeckt „wie ein Grabhügel“ etwa 50 cm aus dem Boden und war durch eine verriegelbare Stahltür – wie sie auch Luftschutzbunker und andere Schutzräume besaßen – über eine nach unten führende Rampe zu betreten. An einen weiteren Zugang vom anderen Ende kann er sich nicht mehr richtig erinnern – gleichwohl fällt ihm ein, dass er ja doch auch von dort irgendwie ein- und ausgehen konnte. Der länglich gerade, fensterlose Raum war bei einer Breite von ca. 180 cm etwa 6 bis 7 Meter lang. Die mit einem Lüftungsschacht versehene Decke war gewölbt und wie die Wand weiß gestrichen. Der Fußboden stand 20 cm unter Wasser. Jedwede Einrichtung fehlte.
Als Jugendliche habe man als Abenteuer der damaligen Zeit wenigstens zu zweit, und wegen des Wassers auf dem Boden auf ausgelegten Steinen balancierend, mit Kerzen den ansonsten dunklen Raum erhellt – und das getan, was man heute bei Jugendlichen als „Graffity“ bezeichnet, nämlich die weiße Decke mit dem Ruß der Kerze(n) mit „Malereien“ geschwärzt.
Welchem Zweck dieser Raum eigentlich diente, ließ sich nicht klären: Eine Nutzung als „Eiskeller“ wird ausgeschlossen. Denkbar bleiben zwei Möglichkeiten: Lager für bestimmte Chemikalien zur Düngerherstellung (Chemikalienbunker), denn er gehörte ja zur „Landwirtschaftlichen Versuchsstation“ und die Gefährlichkeit der Basisstoffe, insbesondere bei gegenseitigem Kontakt, ist hinreichend bekannt. Räumt man die Chemikalien raus, ist ebenso auch die Nutzung als „geschützter Unterstand“ für Mitarbeiter bei Luftangriffen und anderen Kriegshandlungen denkbar.
Wer diese Erinnerungen ergänzen oder korrigieren kann, melde sich bitte.
Bernd Meyer, im Dezember 2012
(Karten Bernd Henkel)
Eine Antwort auf „Der „Bunker“ vom Berg“
Meine Großmutter Hilda Duphorn wohnte vor und während des Krieges bis 1944 in der Feldstraße 21 und flüchtete sich während der Fliegerangriffe mit meiner Mutter Doris in den mitten in den Versuchsflächen hinter der Feldstraße gelegenen Bunker des Kali-Syndikates. Meine Großmutter arbeitete im Kali-Syndikat und kannte die Familie des damaligen Leiters, Herrn Schmidt, gut. Meine Mutter war mit dessen Tochter Ellen befreundet. Sie berichtete, dass ihr ein polnischer Mitarbeiter gut in Erinnerung sei, der ihr nachts und in der Angst und Panik der Fliegerangriffe half, über das Feld und in den Bunker zu kommen, in dem man auf engstem Raum Stunden ausgeharrt hätte. Mitunter wagten sich besonders Mutige aus dem Bunker und schlichen nach vorne zum Haupthaus, um Vorräte zu holen, oder etwas zu kochen.
Auch nachdem meine Großmutter und Mutter in der Feldstraße ausgebombt und in den Waltroper Weg verzogen waren, nutzten sie den Bunker des Kali-Syndikats „auf dem Berg“ bei Fliegerangriffen. In den letzten Kriegstagen vor Einmarsch der Russen in Lichterfelde rannten sie nachts vom Waltroper Platz die Berliner Straße (Ostpreußendamm) hinauf zum Bunker. In der Kurve zum Berg waren Panzersperren errichtet, über die ein Soldat meiner Muter hinweghalf.
Den Einmarsch der Russen beobachteten meine Großmutter, meine Mutter und eine weitere Frau aus der oberen Etage des Haupthauses des Kali-Syndikats. Plötzlich drehte sie die andere Frau um und schrie. Hinter ihnen standen russische Soldaten und forderten die beiden Frau mit eindeutiger Geste auf, in einen Nebenraum zu gehen. Dort wurden beide vergewaltigt. Meine Mutter lief davon in den Keller des Haupthauses und versteckte sich dort in einem Raum uner einem Bett, bis sie ein russischer Soldat fand und hervor holte. Ihr geschah nichts.
Peer Friese (Bericht meiner Mutter Doris Friese, geb. Duphorn)